Bossa Nova & Samba do Rio de Janeiro

Am 30. September feierte der Walter-Rein-Gitarrenchor unter der Leitung von Joachim Helbig sein 45. Gründungsjahr mit einem Konzert im Redoutensaal. Musikalische Stargäste des Abends waren Ulla Haesen Band feat. Lula Galvão.

Zum ersten Mal in seiner Geschichte veranstaltete der WRG ein Konzert mit Stargästen, die in der Weltmusik, speziell dem brasilianischen Bossa Nova, und dem Jazz zuhause sind. Ob die an diesem Wochenende besonders hohe Veranstaltungsdichte in Erlangen, das lange Wochenende die Ursache waren, oder ob der Redoutensaal doch ein bisschen zu groß für ein Konzert dieser Kategorie ist, wir wissen es nicht. Der Zuhörerraum war ca. zu Hälfte gefüllt, die Anwesenden erlebten ein Musikereignis, wie es im Großraum selten ist und wer nicht da war hat etwas verpasst.

Doch der Reihe nach: Joachim Helbig und der WRG zeigten zu Beginn des Abends, dass der WRG den Wechsel in der Leitung gut hinter sich gebracht hat und zu neuen Ufern strebt. Mit „Last Door Left“, einem Bossa Nova für Gitarrenensemble, dem bekannten „Air“ von Johann Sebastian Bach aus der Orchestersuite N 3 D-Dur BWV 1086, gesetzt für Gitarren und dem moderneren „Techno“ bot er eine neue musikalisch Vielfalt. Wer mehr vom WRG hören will sollte unser Herbstkonzert am 22. Oktober an gleicher Stelle nicht versäumen. Hier spielt der WRG ebenfalls.

Nach einem kurzen Grußwort stellte Joachim Helbig die Band des Abends vor, allen voran Ulla Haesen, deren Name unter Kennern für authentischen, hochklassigen  Bossa Nova steht, obwohl sie europäische, nämlich  finnisch-deutsche Wurzeln hat.

 Lula Galvão ist Gitarrist, Komponist und Arrangeur. Er gehört zu den besten Gitarristen Brasiliens und gibt weltweit Workshops. Er lebt in Rio de Janeiro.

Der argentinische Musiker Gabriel Pérez spielt Saxophon, Klarinette und Flöte. Er studierte in Deutschland und ist preisgekrönter Arrangeur und Komponist.

Alfonso Garrido ist in Frankfurt geboren und hat chilenische Eltern. Er ist Studiomusiker, Dozent an der Musikhochschule Frankfurt und in verschiedenen Projekten live unterwegs.

Lorenzo Petrocca war nicht nur württembergischer Boxmeister 1981 sonder ist als Autodidakt ein Gitarrist der Spitzenklasse, ausgezeichnet z.B. mit dem Preis „Archtop-Germany CD des Jahres 2011“.

Für den kurzfristig verhinderten Decebal Badila sprang Lorenzos Bruder Franco Petrocca am Bass ein. Franco ist ebenfalls Vollblutmusiker und hat mit Ulla Haesen schon einige Stücke eingespielt.

Bossa Nova ist eine relativ junge Stilrichtung der brasilianischen Musik entstanden in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ruhiger als der schnelle Samba, gefühlvoll und virtuos mit Berührungspunkten zum Jazz. Und so bot ihn die Band dar. Ulla Haesens weiche Stimme, Lula Galvãos exzellente  Gitarre, der glasklare volle Klang Gabriel Pérez‘, das dichte und doch differenzierte Bassspiel von Franco Petrocca und die unglaublich vielfältige und exakte Percussion von Alfonso Garrido zogen das Auditorium von Anfang an in ihren Bann und ließen es nicht mehr von der Leine bis zu den heftig geforderten und gewährten Zugaben. Dazwischen gab es Ausflüge zum Samba und zu Instrumentalstücken, bei denen die Musiker, hier auch Lorenzo Petrocca, mit gut aufgelegten Soli glänzten und sich Szenenapplaus abholten. Kurz gesagt, der Funke sprang über.

Zum Ende des Konzert, nach lautstark eingeforderten Zugaben, bedankten sich Joachim Helbig und der 1. Vorsitzende des WRC, Sepp Kittler, für den gelungenen Abend. Sowohl bei der Band mit Blumen für Ulla Haesen und Wein für die anderen Musikern als auch beim Gitarrenchor und allen Helfern hinter und vor der Bühne, die solch ein Ereignis erst möglich machen.

© Text und Fotos Lothar Hermann